WAKO Weltmeisterschaft 1987 in München
Am Vorabend der Meisterschaft stellen sich die deutschen Kämpfer dem Teamfoto jeweils von links nach rechts.
Hintere Reihe: Joachim Mainka, Helmut Joder, Lothar Semmlinger, Werner Soßna, Peter Bernd, Mario Dimitroff, Detlef Gebler, Ferdinand Mack, Robert Ublrich, Andreas Lindemann, Walter Lange, Jürgen Pelikan, Robert Jung, Hansi Hinz, Ludger Dietze.
Vordere Reihe: Klemens Willner, Michael Kuhr, Robert Kainer, Peter Hiereth, Oliver Drexler, Jens Richter, Peter Hainke.
Die WM ging in die Analen der Verbandsgeschichte ein, weil es Veranstalter Georg F. Brueckner gelungen war den gespaltenen Weltverband wieder zusammenzufuehren. Obendrein fand ein Turnier statt, welches an zwei Tagen 12.000 Besucher zaehlte und das in einer extrem populaeren Arena, der Olympia Halle in Muenchen, einem Austragungsort der Olympischen Spiele von 1972. Mit der Anmietung der Olympiahalle wollte Brueckner schon damals seine Vision fuer das WAKO Kickboxen untermauern: Kickboxen sollte seiner Ansicht nach den Anspruch besitzen sich als Olympischen Sport zu etablieren. In vieler Hinsicht hatte er dem IOC sogar einiges voraus. Er brachte sogar renommierte Berufssportler dazu sich in dem Regeln des Amateursports zu unterwerfen und zum Wettkampf bei den Weltmeisterschaften im Kickboxen der Amateure ohne Bezahlung anzutreten.
1987 kaempfte man im Vollkontakt und im Semikontakt, was spaeter zu Point Fighting umbenannt wurde. Waehrend das Vollkontakt noch Maennern vorbehalten war, durften im Semikontakt auch Frauen an den Start, was insbesondere bei der lokalen Tagespresse mit Schlagzeilen aufgenommen wurde. Erstmals mit dabei ein Wettkampf in Formen, bzw. Musik-Kata.
Brueckners Vision mit der Super-WM von Muenchen einen Meilenstein zu setzen ist aufgegangen. Er setzte den Grundstein fuer die Olympische Anerkennung, in dem er die beiden zerstrittenen Verbandsfraktionen, die in den zwei Jahren zuvor getrennte Welt- und Europameisterschaften abhielten, vereinte. Dabei kam die Wiedervereinigung auf Basis seiner Bedingungen zustande. Ein halbes Jahr spaeter fand in der Schweiz die konstituierende Sitzung eines neuen WAKO Weltverbandes unter Leitung des Italieners Ennio Falsoni zustande. Die beiden alten Verbaende wurden aufgeloest.
Aus sportlicher Sicht hinterliess die Muenchener WM auf lange Zeit ihre Spuren. Pioniere der damaligen Zeit benennen die Super-WM die beste WAKO Veranstaltung aller Zeiten, weil aus ihr viele Sportler siegreich hervorgingen, die Kickboxen und anderen Sportarten Geschichte geschrieben haben. Der Pole Marek Piotrowski z.B. wanderte kurze Zeit nach seinem Titelgewinn in die USA aus, wo er zu einem der erfolgreichsten Profi-Kickboxer aller Zeiten avancierte. Er besiegte im Laufe seiner Karriere u.a. so legendaere Champions wie Rick Roufus und Don "Tha Dragon" Wilson. Mit dem Amerikaner Troy Dorsey und den Franzosen Khalid Rahilou gewannen zwei WAKO Weltmeister spaeter WM-Titel im Profiboxen. Ferdinand Mack kuerte sich mit dem Gewinn seines vierten WM-Titels im Vollkontakt zum erfolgreichsten Kickboxer im Vollkontakt aller Zeiten.
Der grosse Star des Abends wurde unerwarteter Weise der Kanadier Jean Frenette. Er gewann Gold bei den Hardstyle Formen (Musik-Kata), einem aus dem traditionellen Karate. Er wurde zum beruehmtesten Showact im Budosport. Fuer Jahre trat er bei zahlreichen Abendveranstaltungen, Budo Gala und TV Shows auf um seine beruehmte Kata zu zeigen.
Aus deutscher Sicht gabe es mit Gold Medaillen fuer Ferdinand Mack, Peter Hiereth, Mario Dimitroff, Robert Ulbrich, Oliver Drexler und Angela Schmid viel Jubel. Waeren Michael Kuhr, Joachim Mainka und Klemens Willner nicht ungkluecklich durch Fehlrurteile ausgeschieden, hatte der Medaillenregen noch weiteres Gold bedeutet. Der beste Kampf des Turnieres fand bereits in der Vorkaempfen statt. Hier unterlag der Deutsche Andreas Lindemann nur knapp der amerikanischen Sportkarate Legende Ray McCallum.
Bei der WM gab es noch eine weitere Premiere: Das TopTen Equipment mit Leder und Kunstleder Ueberzug Superstar 2000 erlebte seine Feuertaufe und gilt seitdem als der Standard in Sachen Schutzausruestung fuer Amateur Kickboxen.